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Bernhard Eder: Remake | Support: Almost Charlie
24. März 2017 19:00
Ein gutes Coveralbum aufzunehmen ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Über das »Nachspielen« fremder Songs kann vortrefflich gestritten werden. Bernhard Eder hat sich nun dieser Herausforderung angenommen, und wer das umtriebige Multitalent kennt, der weiß, hier ist etwas Größeres geschehen. Ein genreüberschreitender Streifzug durch die Musikgeschichte, so gekonnt in den eigenen musikalischen Kontext versetzt, dass es sich ein ums andere Mal um einen (un)echten Eder handelt.
Dirk Homuth aka Almost Charlie aus Berlin wird Bernhard Eder bei dem Konzert auf der E-Gitarre musikalisch ergänzen und auch Support spielen.
Es mag kaum überraschen, dass Eder sich endlich einem vollumfänglichen Coveralbum gewidmet hat. Die Idee dazu war längst geboren, schließlich hatten es bereits einige Fremdversionen auf seine Single-B-Seiten geschafft; auf zahlreichen Samplern waren seine exklusiven Cover vertreten. Die Zeit war reif, um sich auf dem weitläufigen Spielplatz der Musikhistorie
auszutoben.
Remake jedoch startet augenzwinkernd mit der vollen Breitseite Rock’n’Roll-Klischees. Leichtfüßig enteignet Eder den Gallagher-Brüdern ihren »Rock’n’ Roll Star«, der sich dergestalt schnell als beschwingte Whistle-Nummer entpuppt und so einmal mehr beweist, wie herrlich Selbstironie vertont klingen kann. Dass die angesprochene Leichtfüßigkeit auch melancholiekompatibel ist, zeigt das zum Duett gewordene »I‘m crying (Mother‘s Tears)«, welches Mira Lu Kovacs als kongeniale Partnerin in Szene setzt. Es ist nicht einfach nur Eders Gespür, bestehendes Material in neues Licht zu rücken, es ist auch das Vermögen, fraglos talentierten Neulingen der Branche eine Bühne zu bereiten.
»Und da war dann auch noch der plötzliche Tod von David Bowie.« Während die Musikwelt sich in der ersten Zeit nach Bowie mit Coverversionen seiner größten Erfolge überschlug, sucht Eder gezielt am angeblichen Tiefpunkt einer Weltkarriere – und wird fündig. Wie eigens auf ihn zugeschnitten kommt »Never let me down« daher. Ein am Ego übermotivierter Produzenten gescheiterter Song, dessen starke Komposition nach fast dreißig Jahren endlich Gerechtigkeit erfährt.
Doch ist die genreübergreifende Sammlung nicht nur dem Suchen nach passendem Material geschuldet. Manchmal sind es die Songs, die Bernhard Eder finden. Unvermittelt, mehr aus einer Stimmung heraus entstand »Heite Drah I Mi Ham«. Einer dieser Klassiker, die man gefälligst nicht anzurühren hat. »Ich hatte den Song zufällig gehört und plötzlich das Bedürfnis, ihn auf der
Stelle zu covern.« Nach zwei Tagen war alles im Kasten. Düster, getrieben, reduziert und in seiner Klarheit besorgniserregend schön.
Bernhard Eder führt die eigenen Bedenken, nicht auf Langspielerlänge überzeugen zu können, gekonnt ad absurdum. Remake ist nichts anderes geworden als ein weiteres, wunderbares Bernhard-Eder-Album, dessen positive Schwermut über allem liegt. Das dünne Eis, auf welches sich Musiker mit Coverversionen wagen, hält der homogenen Mischung mühelos stand. Es ist die
Kunst, das Adaptierte in die Summe der einzelnen Teile zu zerlegen, es in Frage zu stellen, dem eigenen Schaffen anzupassen und das Übriggebliebene wiederzubeleben. Die zehn handverlesenen Stücke wurden einverleibt, geradezu eingeatmet, bis zur Unkenntlichkeit, mögen die einen sagen, bis es ein echter Eder ist, die anderen. —Anna-Luisa Rudolph