Love Machine – Alles OK
22 November 20:00
Glanz und Elend des Kaufrauschs an der Kö. Es ist was faul in Düsseldorf, dem Dallas von Nordrhein westphalia. Medienüberfressen und überstrapaziert laufen die schönen, reichen und verdammten durch die geilste Kulturmetropole der BRD, neben Bottrop. Über der Stadt hängt die nervöse Erwartung einer Katastrophe, welcher genau, ist noch nicht ganz klar. Allgemein-sediert im Paradies der kleinen Freuden, schaffen Vollsuff und masochistische Selbstentsagung Linderung. Endlich ein Produkt sein, sleek, sexy, abwaschbar und mit auswechselbaren Teilen.
In ihrem 5. Album, „Alles Ok“ wagen „Love Machine“ eine Bestandsaufnahme unserer deutschen Umstände und liefern nebenbei Zappelsongs auf 180 für romantische Nymphomanen und lebensmüde Rauschgift-Enthusiasten. Entgegen der weitgefächerten Einfühlsamkeit von Rösches-Texten ist der Sound der Band härter und brutaler geworden. „Alles Ok“ spricht der Text, während die wuchtigen Instrumentals einen vom Gegenteil überzeugen wollen.
So wie die Lyrics zwischen Hedonismus-Taubheit und einem schlecht unterdrückten Bewusstsein für den permanenten Ausnahmezustand vor der Haustüre changieren, so oszilliert auch das multi-phasische Songwriting zwischen den Extremen.
Schwitzige Krawall-Hits wie „Ray Ban aus dem Internet“ und „FUN“ türmen Riffs wie im Stakkato übereinander, bevor sie in der Hitze zwischen Fuzz und Gitarrenfeedback verglühen. „Vorne An“ wechselt zuerst von kreischenden noise-Gitarren in einen treibenden Krautrock-groove, der selbe lockere Rock-Swagger bewegt auch den zukünftigen Kneipenzech-Klassiker „A Go Go“. Über die 10 Songs des Albums entfaltet die Band ein Kaleidoskop der Düsseldorfer-Randexistenzen, ihrer Glücksversprechen und Lebenslügen. Dabei balancieren die Texte des Sängers Marcel Rösche feinsinnig an einem Drahtseil entlang, finden den Funken Wahrheit innerhalb der groteskesten Selbstzeugnisse und die tiefsten Abgründe hinter der Normalität. Lyrisch, zeichnet Rösche scharfe Charakterskizzen, bricht Dogmen und Sehnsüchte der Charaktere in präzise überzeichnete Parolen runter, dich sich dennoch der Eindeutigkeit entziehen. Feiern die verlorenen Seelen aus Rösches Panoptiken nun die rasende Selbstauflösung im Zeitgeist, oder ergeben sie sich ihm, weil es für sie kein Außerhalb mehr gibt?